Sicherheit im lokalen Netz und Internet real oder imaginär?

Wie verwundbar sind Computertechnologie, Netzwerke und Internetverbindungen? Fast täglich hören wir in Medien von Online-Diebstählen, Einbrüchen, Missbrauch und Manipulationen. Wir hören von Spam-Mails mit Werbung für pornografische Websites, und dass mit gestohlenen Kreditkarten Finanzbetrug durchgeführt wird. Zudem dringt das sogenannte „Dark Net“ u.a. in Verbindung mit dem globalen Terrorismus und der Propaganda der politischen Extremisten in unser Bewußtsein ein.

Richard Power [1] stellt fest: „Obwohl sich die Geschäftswelt auf eine vollständige Online-Präsenz zubewegt, stecken wir immer noch unsere Köpfe in den Sand und hoffen, dass das, was wir nicht sehen, uns auch keinen Schaden zufügen wird.“

Das tatsächliche Ausmaß der Computerkriminalität kennt niemand. Die meisten Organisationen weigern sich immer noch, den Ermittlungsbehörden Informationen über Computerkriminalität zugänglich zu machen. Und auf jeden erkannten Fall von Systemeinbruch oder unberechtigter Nutzung kommen wahrscheinlich mindestens zehn unerkannte Fälle.

Richard Power verdeutlicht in seinem Buch u.a. den Begriff „informationstechnologische Kriegsführung“ folgendermaßen:

Der Begriff informationstechnologische Kriegsführung wurde von verschiedenen Leuten in unterschiedlicher Weise und mit unterschiedlichen Motiven benutzt, so Martin Libicki von der National Defense University.

„Die informationstechnologische Kriegsführung fassen zu wollen, ist wie in der  Geschichte, in der die blinden Männer das Wesen eines Elefanten ergründen wollten: Der, der das Bein des Elefanten berührt hatte, nannte ihn einen Baum, der, der seinen Schwanz angefasst hatte, nannte ihn ein Seil und so weiter. Ist eine gute Definition überhaupt möglich? Spielt es eine Rolle, ob man eine hat? Vielleicht gibt es gar keine Elefanten, sondern nur Bäume und Seile, die so tun als ob. Ein Einzelaspekt der informationstechnologischen Kriegsführung, der vielleicht von einem einzigen Kundenkreis hervorgehoben wird, schlüpft in die Rolle des gesamten Konzepts, was seine Wichtigkeit ungeheuer aufbläht.“

So wussten z.B. die Militär- und Geheimdienstexperten, die die Gesamtheit der Konzepte definierten, die unter den Begriff informationstechnologische Kriegsführung fielen, klar und deutlich, was sie darunter verstanden. Im Militärjargon versteht man unter IW so etwas wie Command and Control Warfare (C2W), elektronische Kriegsführung (EW), psychologische Operationen (PsyOps) usw.

Es gibt jedoch zwei Schauplätze, auf denen „informationstechnologisch Krieg“ geführt wird.

Der eine betrifft die, die wirklich mit der nationalen Sicherheit zu tun haben. Der andere ist ein Zirkus mit drei Arenen, auf denen sich Fantastereien, Übertreibungen und schamlose Geltungssucht tummeln. Man muss das eine von dem anderen unterscheiden.

Im Bereich der wirklichen „informationstechnologischen Kriegsführung“ kümmern sich höchste Regierungs- und Industriekreise um die drägenden Fragen der nationalen Sicherheit (z.B. Gefahr ernsthafter Angriffe auf lebenswichtige Infrastrukturen), Fragen, die zuerst von Militär- und Geheimdienstexperten aufgeworfen wurden.

M. Rogge et al [2] führen im Vorwort aus:

Das Computer Security Institute führt in diesem Zusammenhang seit mehren Jahren Befragungen bei amerikanischen Firmen durch, um mit einer statistischen Auswertung zur computerkriminologischen Lage aufwarten zu können. In diesen Umfragen geben im Schnitt 97 % aller Institutionen an, Gebrauch von Firewall- und Antiviren-Technologien zu machen. Doch lediglich 61 % der durch das Computer Security Institute befragten Firmen lassen verlauten, dass sie Einbrüche während des gesamten Jahres erkannt haben, 25 % behaupten hochmutig oder leichtsinnig, dass sie während dieser Zeit keinen erfolgreichen Einbruch zu verbuchen hatten, und 11 % der Befragten müssen gestehen, dass sie ihre Umgebung nicht im Griff haben und nichts über Attacken aussagen können.

anonymous [3] stellt die rhetorische Frage: „Unser Bedarf an Sicherheit: Real oder imaginär?“

Heute werden Web-Server meist von ganz normalen Leuten gewartet, von denen viele nur wenig Erfahrung im Sicherheitsbereich haben. Die Zahl der potentiellen Ziele ist überwältigend und wächst täglich. Doch trotz dieser kritischen Situation treiben Geschäftsleute die Bürger weiter voran. sie behaupten, das Internet sei sicher, man brauche sich keinerlei Sorgen zu machen. Ist das richtig? Nein.

Markteting-Leute lügen wie gedruckt. Entweder das, oder sie haben keine Ahnung, wovon sie reden. Die Wahrheit ist, das Internet ist nicht sicher, auch nicht ansatzweise.

Die Situation wird noch durch die Tatsache verschlimmert, daß auch Autoritäten der Computer-Industrie dazu beitragen, die Öffentlichkeit einzunebeln. Sie preisen ihre Sicherheitsprodukte als einzigartig an und geben damit Otto Normalverbraucher zu verstehen, daß alles in schönster Ordnung ist. Aber die Realität ist eine andere: Jeden Monat knacken Hacker oder Cracker einen weiteren Sicherheitsmechanismus, der als Industrie-Standard gilt.

Darüber hinaus beschäftigt sich Jamie Bartlett [4] in seiner journalistischen Arbeit rund um das sogenannte „Dark Net“ u.a. ausführlich mit Fragen und Auswirkungen der radikalen, gesellschaftlichen und politischen Bewegungen. Er begleitete zweieinhalb Jahre lang islamistische Extremisten durch Europa und Nordamerika um sich ein Gesamtbild von dem zersplitterten und zerstreuten Netzwerk der jungen Männer zu machen, die mit der Ideologie der al-Qaida sympatisieren.

Jamie Bartlett [4] schildert in der Einleitung seines Buches folgende Erfahrungen:

Ich wurde Moderator einer berüchtigten Gruppe von Trollen und verbrachte mehrere Wochen in Foren, in denen man erfahren kann, wie man sich am besten ritzt, am besten hungert oder am besten tötet. Ich erkundete die labyrinthische Welt der Tor Hidden Services, um nach Drogen zu suchen und Netzwerke mit Kinderpornografie zu durchforsten. Ich verfolgte Internetkriege zwischen Neonazis und Antifaschisten auf bekannten Social-Media-Plattformen und meldete mich in den neuesten Pornokanälen an, um mich über die aktuellen Trends in Sachen hausgemachter Erotika zu informieren. Ich besuchte anarchistische Bitcoin-Programmierern besetztes Haus in Barcelona, heruntergekommenen Clubhäusern von Arbeitervereinen, um mit extremen Nationalisten zu sprechen, und ein zerwühltes Schlafzimmer, um drei Frauen dabei zu beobachten, wie sie mit unzweideutigen sexuellen Handlungen vor laufender Kamera und Tausenden Zuschauern ein kleines Vermögen verdienten.

Jamie Bartlett stellt weiterhin fest:

Die Anonymität des Internets, die so etwas wie den Assassination Market erst möglich macht, bietet gleichzeitig Whistleblowern, Menschenrechtlern und Aktivisten Schutz und Raum.

Ich denke, wir sollten mehr für die Sicherheit in den lokalen Netzwerken und im Internet tun! Dazu gehören sinnvolle Passwörter, die aus eine Kombination von Zahlen, Sonderzeichen sowie große und kleine Buchstaben bestehen. Zwölf bis vierzehn Zeichen lange Passwörter sind eine akzeptable Größenordnung. Zweckmäßig konfigurierte Firewalls und Virenscanner sind aktuell zu halten. System-Updates sind regelmäßig erforderlich.

Weiterhin ist zu empfehlen, persönliche Daten regelmäßig (mindestens 1x pro Woche, sehr wichtige Daten täglich) auf einen externen Datenträger (DVD, Festplatte oder USB-Stick) zu sichern; vertrauliche E-Mails hochgradig, u.a. mit dem PGP-Standard (Pretty Good Privacy), zu verschlüsseln, HTTPS-Protokolle für verschlüsselte Webauftritte zu verwenden. Bei Nutzung von Online-Shops ist eine Zwei-Kanal-Authentifizierung zu empfehlen.

 

[1] Richard Power, „Attacken im Web Fälscher, Hacker, Datenklauer – Die Schattenseiten des Cyberspace“, 2001 Markt + Technik Verlag,München/Germany

[2] M.Rogge/M. Ruef/W.Gieseke/Uwe Velten, „Hacking Intern Angriffe, Strategien, Abwehr“, 2003 by DATA BECKER GmbH & Co. KG, 1.Auflage 2003

[3] anonymus, Übersetzung von Imke Schenk, Marion Thomas, „hacker’s guide sicherheit im internet und im lokalen netz“, 2001 by Markt + Technik Verlag, München/Germany

[4] Jamie Bartlett, Übersetzung von Frank Sievers, „THE DARK NET UNTERWEGS IN DEN DUNKLEN KANÄLEN DER DIGITALEN UNTERWELT“, 2. Auflage 2016, Börsenmedien AG, Kulmbach

Kann das noch demokratische Europa gerettet werden?

Einerseits stellen Matthias Weik & Marc Friedrich [1] fest: „Die EU ist überfordert, der Euro ist gescheitert und zerstört die europäische Idee. Die Südschiene Europas ist de facto bankrott; sie wird lediglich künstlich durch immense Subventionen und brutale Eingriffe in die Wirtschaft am Leben gehalten. Fakt ist: Die Südländer können und werden ihre Schulden niemals zurückzahlen! Wenn wir den Kern der europäischen Idee lebendig halten wollen, dann müssen den betroffenen Ländern Schuldenschnitte und Wirtschaftsaufbauprogramme nach dem Vorbild des Marschallplanes eingeräumt werden, der Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf die Beine geholfen hat.“

Andererseits stellt Daniel Stelter [2] die berechtigte Frage: „Deutschland, der Eurogewinner?“

Er argumentiert folgendermaßen weiter:

Wann immer die deutsche Position in der Eurokrise diskutiert wird, wird früher oder später – vor allem von ausländischen Kommentatoren – darauf hingewiesen, dass die Deutschen doch die eigentlichen Profiteure des Euro seien.

Stimmt das? Nimmt man die Perspektive des sprichwörtlichen „Mannes auf der Straße“ ein, so kommt man zu einem ganz anderen Ergebnis.

Zu Zeiten der Deutschen Mark stand die deutsche Wirtschaft unter konstantem Aufwertungsdruck. Die Währungen der Haupthandelspartner – der französische Franc, die italienische Lira, aber auch der US-Dollar – werteten in schöner Regelmäßigkeit gegenüber der D-Mark ab. Folglich war die deutsche Wirtschaft gezwungen, immer produktiver zu werden.

Wie heilsam die Wirkung einer starken Währung ist, lässt sich aus der wirtschaftlichen Entwicklung der Schweiz ersehen. Das Wohlstandsniveau und die Leistungsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft sind weiter gestiegen, obwohl der Schweizer Franken über Jahrzehnte kontinuierlich an Wert gewonnen hat.

In den ersten Jahren nach der Euroeinführung profitierten die anderen Länder von dem deutlich niedrigeren Zinsniveau, welches sie von der Bundesbank auf die EZB übergegangenen Glaubwürdigkeit verdankten. Die Zinsen waren für die heutigen Krisenländer zu gering, was den bereits mehrfach erwähnten schuldenfinanzierten Boom auslöste. Für Deutschland, das damals an einer überhöhten Bewertung bei der Festlegung des Euro-Wechselkurses litt, waren die Zinsen jedoch zu hoch.

Die Rezession in Deutschland war deshalb schwerwiegender und dauerte länger, als es ohne den Euro der Fall gewesen wäre.

Deutschland war der kranke Mann Europas, während Spanien als Musterbeispiel für die gute wirtschaftliche Entwicklung galt. Erst später wurde deutlich, dass es sich in Spanien um eine gigantische, schuldenfinanzierte Immobilienblase handelte.

Um die Wirtschaft wieder auf Trab zu bringen, setzte Deutschland auf die Wiedergewinnung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit über Kostensenkung. Mit den stagnierenden Löhnen gingen auch die Steuereinnahmen zurück, während die Exporte zulegten. Der Euro hat es Deutschland also nicht „erlaubt“, Handelsüberschüsse zu erzielen; vielmehr hat er die Überschüsse geradezu erzwungen. Dass die Wirtschaft sich auf den Export konzentrierte, lag vor allem an der geringen Binnennachfrage.

Richtig ist: Die deutschen Unternehmen haben von der Lohnzurückhaltung in Deutschland und den schuldenfinanzierten Boom in den anderen europäischen Ländern profitiert. Die Exporte boomten.

Die Investitionsquote des Staates liegt nunmehr seit Jahren deutlich unter den Abschreibungen.

Die Schwäche der Binnennachfrage führt zu einem Ersparnisüberhang.

Als die Krise in Europa offensichtlich wurde, zogen deutsche Banken ihr Geld aus den Krisenländern ab. Dabei wurden sie entweder von öffentlichen Geldgebern abgelöst – Modell Griechenland – oder aber die Bundesbank musste den Geldabfluss durch die Gewährung von TARGET-II-Krediten ausgleichen. Das Risiko eines Zahlungsausfalls wurde damit sozialisiert und trifft auch jene deutschen Steuerzahler, die von dem Exportboom der letzten Jahre nicht profitiert haben und bei Schuldenschnitten zulasten privater Geldgeber weniger stark betroffen gewesen wären.

Auch von den Bemüungen der EZB, durch groß angelegten Ankauf von Staatsanleihen den Eurokurs zu drücken, die Kreditvergabe zu stimulieren, die befürchtete Deflation zu bekämpfen und damit am Ende Wachstum zu erzeugen, profitiert der Mann auf der Straße nicht.

Richtig ist: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat nach Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft (IFW) in Kiel seit Krisenbeginn netto rund 60 Milliarden Euro an Zinszahlungen eingespart.

Richtig ist: Ein schwacher Euro hilft erneut der Exportindustrie. Doch für den Mann auf der Straße bedeutet er höhere Kosten durch steigende Importpreise und überdies verringert er den Effekt des fallenden Ölpreises.

Richtig ist außerdem: Die Vermögenspreise steigen. Doch das ist Umverteilung von unten nach oben. Während die Aktienkurse und Immobilienpreise steigen, erhält der Kleinsparer keine Zinsen mehr. Die DZ Bank beziffert den Verlust an Zinsen in den vergangenen fünf Jahren auf 190 Milliarden Euro.

Für den Durchschnittsdeutschen stellt sich die Geschichte folgendermaßen dar. Die Einführung des Euro führt zu einer langen Phase geringen Wachstums, hoher Arbeitslosigkeit und stagnierender Löhne.

Der Staat kürzte Ausgaben für Sozialleistungen und – viel schlimmer – für Infrastruktur und Investitionen.

Sind die Deutschen also wirklich die Hauptnutzer des Euro? Wohl kaum. Ohne den Euro hätte es die Schuldenparty im Süden Europas nicht gegeben – und auch die hohen Exportüberschüsse -, dafür wohl aber einen höheren Lebensstandard und bessere Infrastruktur in Deutschland.

Auch acht Jahre nach dem Beginn der Krise im Jahre 2008 hat sich den grundlegenden Problemen des Euroraums nicht geändert.

Unterdessen hat sich die Politik von demokratischen Grundsätzen zunehmend entfernt. Immer mehr Entscheidungen werden von Gremien getroffen, die sich dem Votum der Wähler – wenn überhaupt – nur sehr indirekt stellen müssen.

Derweil nehmen die politischen Spannungen zu. In vielen Ländern sind in Bezug auf den Euro europakritische Parteien im Aufwind.

Die Bevölkerungen sind immer weniger  bereit, den Weg der internen Abwertung zu gehen. Das wird die weitere Entwicklung Europas in den kommenden Jahren nachhaltig prägen.

Das Erstarken der vielen rechtsradikalen Parteien in den europäischen Ländern und auch in Deutschland sowie die hohen Schuldenberge destabilisieren zunehmen unser demokratisches, politisches, finanztechnische, wirtschaftliches und soziales System.

Die EU bedarf eines dringenden Umbaues, dahingehend, dass die Souveränität der jeweiligen Staaten wieder hergestellt wird. Haupt-Aufgaben der EU könnten sein: gemeinsame Sicherheitspolitik und Wirtschaftspolitik. Wesentliche Entscheidungen sollten den jeweiligen, beteiligten Ländern überlassen werden.

 

 

[1] Matthias Weik & Marc Friedrich, „DER CRASH IST DIE LÖSUNG“, Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten, Eichborn Verlag in der Bastei Lübbe AG, Originalausgabe, Köln, 20. März 2014

[2] Daniel Stelter, “ EISZEIT IN DER WELTWIRTSCHAFT“ Die sinnvollsten Strategien zur Rettung unserer Vermögen, 2016 Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main,