Im Rahmen einer vertiefenden sicherheitspolitischen Veranstaltung habe ich an an dem Kooperationsseminar
„Polen – Deutschland: Außen- und Sicherheitspolitik im Spiegel der Zeit“ der Politischen Bildungsstätte Helmstedt e.V. und der Landesgruppe Niedersachsen des Reservistenverbandes vom 10.10. bis zum 13.10.2016 teilgenommen.
Wesentlicher Hintergrund für die Durchführung des Seminares ist der 25. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag vom 17.06.1991. Es wurde das Deutsch-Polnische Jugendwerk ins Leben gerufen, die Visapflicht für Polen aufgehoben und das sogenannte „Weimarer Dreieck“ Deutschland-Polen-Frankreich gegründet.
Das Seminar bestand aus einem theoretischen Teil mit historischen Hintergrundinformationen über ein „tausendjähriges Ringen“ wie auch kreatives Neben- und Miteinander der Deutschen und Polen bzw. die gemeinsame Geschichte der Deutschen und Polen.
Der praktische Teil gliedert sich in Exkursionen zur polnischen Botschaft in Berlin, wobei der polnische Militärattaché in einem zweistündigen Vortrag die bilateralen Beziehungen zwischen der EU und Polen darstellte.
Ergänzend wurde das Multinationale Korps Nord – Ost in Stettin (Szczecin) besucht. Hier wurden Auftrag und Ziele des Korps beziehungsweise die Zusammenarbeit der Polen, Dänen und Deutschen erläutert.
Zur Pflege der Erinnerungskultur wurden die ehemaligen Festungen Swinemünde (Swinoujście) und Kolberg (Kolobrzeg) und zum Gedenken der Gefallenen und Toten Kränze in den Gedenkstätten Halbe und Auf dem Golm niedergelegt.
Die Stadtführungen in Stettin und Kolberg wurden von deutschsprachigen Polen in freundlicher Art und Weise durchgeführt. Auffällig war, wie oft diese polnischen Stadtführer die positiven Seiten der EU betonten. Die Festungen und Militärmuseen in Swinemünde und Kolberg wurden deutschsprachig von Einheimschen in freundlicher Atmosphäre vorgestellt.
Es scheint, als ob die deutsch-polnische Nachbarschaft nach der ostmitteleuropäischen Revolution 1989 stabil genug ist, um auch gravierende Spannungen in und um die EU auszuhalten. Allerdings gibt es bei der gegenwärtigen Flüchtlingspolitik der EU eine konträre Auffassung Polens gegenüber „Brüssel“. Die Flüchtlinge aus dem mittleren Osten werden als bekannte Bedrohung wahrgenommen, sagt Adam Krzemiński in seinem Vorwort zu „Die Deutschen und die Polen“ Geschichte einer Nachbarschaft.
Krzemiński sagt weiterhin: Beide Nachbarn müssen sich wohl wieder einmal gegenseitig neu wahrnehmen und akzeptieren. Die Polen werden sich daran gewöhnen müssen, dass auch sie nicht mehr nur Opfer der Geschichte , sondern Teil der „heilen europäischen Welt“ sind, die Deutschen wiederum täten gut daran, die historische Zeitverschiebung zwischen den Nachbarn zu berücksichtigen.
Man kann nur hoffen, das die deutsch-polnischen Beziehungen stabil bleiben und freundschaftlich weitergeführt werden, damit wir in Ruhe und Frieden leben können.
Burkhard Wittek schreibt: Aber es geht, wenn es um uns geht und um Europa, immer um „Unseren Ort. Nirgends.“ Es geht um eine Utopie, die keine leere Illusion ist. Es geht um eine Geschichte, in der sich große Traditionen bezeugten: das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit aus dem römischen Recht, die ethisch-moralischen Werte des Christentums, der Trennung von Staat und Kirche im säkularen Staat und die Bedeutung der Nation als identitätsstiftende normative Kraft. Hierzu gehören aber auch die großen geistigen europäischen Ideen und Werte, wie sie in Philosophie, Literatur, Kunst und Kultur bezeugt sind, und auf denen die Ideen der Aufklärung ruhen – also die Doktrin, dass der Gebrauch des eigenen Verstandes die Grundlage des Menschseins sei.
[1] Dieter Bingen/Hans-Jürgen Bömelburg/Andrzej Klamt/Peter Oliver Loew, „Die Deutschen und die Polen“ Geschichte einer Nachbarschaft, 2016
[2] Burkhard Wittek, „Masuren – Mein Ort. Nirgends.“, 2010