Der Kreuzzugsgedanke von Papst Urban II

Wie kam es zu den Kreuzzügen? Was sind die Ursachen? Was war die Motivation von Papst Urban II?

 

An einem Vormittag im späten November des Jahres 1095 hielt Papst Urban II. eine Predigt, die der Geschichte Europas eine ganz neue Richtung geben sollte.

Urban erklärte, das Christentum sei in äußerster Gefahr und werde von Invasionen und entsetzlicher Unterdrückung bedroht.

Die Heilige Stadt Jerusalem befand sich nun in der Hand von Muslimen – „einem Volk […], das Gott fremd ist“ und das für seinen Hang zu ritueller Folter und unsäglichen Schändlichkeiten bekannt war.

Er rief das lateinische Europa auf, sich gegen diesen angeblich grausamen Feind als „Soldaten Christi“ zu erheben, das Heilige Land zurückzugewinnen und die Christen des Ostens aus der „Knechtschaft“ zu befreien.

Urban II. war ungefähr 60 Jahre alt, als er im Jahr 1095 zum ersten Kreuzzug aufrief. Er entstammte einer nordfranzösichen Adelsfamilie, war zuvor Mönch in Cluny gewesen und wurde 1088 zum Papst gewählt, in einer Zeit, als das Papsttum sich aufgrund eines schon lang andauernden Machtkampf mit dem deutschen König in einer schweren Krise befand.

Urbans Position war so prekär, dass er sechs Jahre brauchte, um die Kontrolle über den Lateranpalast in Rom, den traditionellen Sitz der päpstlichen Autorität, zurückzugewinnen.

Durch behutsame Diplomatie und nicht mehr aggressive, sondern maßvolle Reformpolitik konnte er der neue Papst ein allmähliches Wiedererstarken von Ruf und Einfluss seines Amtes bewirken.

Vor diesem Hintergrund entstand die Idee zum ersten Kreuzzug.  Hinzu kam die Bitte des griechischen christlichen Kaiser Alexios I. Komenos: Er bat um militärische Unterstützung bei der Verteidigung seiner Reichsgrenzen, weil er sich u.a. von den muslimischen Türken aus Kleinasien und zahlreichen anderen Feinden bedroht fühlte.

Urban trug sich offenbar mit Ideen, die mit der Bitte des griechischen Kaisers in Einklang zu bringen waren: Er wollte eine bewaffnete Pilgerreise -Kreuzzug- in den Orient durchführen.

Urban erkannte, dass man mit dieser Idee eines Feldzuges mit dem Ziel, Byzanz zu Hilfe zu kommen, nicht nur das Christentum im Osten verteidigen und die Beziehungen zur griechischen Kirche verbessern, sondern auch Roms Autorität unterstreichen und ausweiten sowie die destruktive Streitlust der Christen des lateinischen Westens in geregelte, nützliche Bahnen lenken konnte.

Wohl stand Jerusalem unter muslimischer Herrschaft, aber das war schon seit dem 7. Jahrhundert der Fall.

Und so ernsthaft Byzanz durch angriffslustige Türken bedroht sein mochte, so wenig sah sich die Christenheit im Westen kurz vor einer Invasion oder gar Vernichtung durch den Islam.

Die mittelalterlichen Realitäten waren: von beiden Seiten ausgehenden Gewalt, Diplomatie und der Handel,  Feindschaft und Kooperation

Thomas Asbridge, „Die Kreuzzüge“, 2010, Verlag Simon & Schuster UK Ltd, London

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Reservisten-Rührt-Euch!

Ich bin Mitglied im Reservistenverband. Auftrag des Reservistenverbandes ist die Durchführung der Sicherheitspolitischen Arbeit für die Bundeswehr. Hieraus leitet sich die Mittler-Aufgabe für die Bundeswehr in der Zivilgesellschaft ab.

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