Moslembruderschaft – ihr Einflußbereich!

Wer sind die Moslembrüder, wo und wann sind sie das erste mal aufgetreten? Wer war ihr Führer? Was wollte er bewirken? Wofür stehen sie heute?

Die Moslembruderschaft wurde 1928 von Hassan al-Banna gegründet. Al-Banna war Arabischlehrer in einer Grundschule in der Stadt Ismalia am Suezkanal. Er blieb bis zu seiner Ermordung 1949 der oberste Führer der Moslembrüder. Er verlangte von seinen Anhängern unbedingten Gehorsam: die volle Einhaltung der Befehle der Führung, die sofortige Ausführung dieser Befehle im Schwierigen wie im Guten.

Die Entstehung der Moslembruderschaft geht wahrscheinlich auf verschiedene Ereignisse zurück: die Geburt von Präsident Mubarak im selben Jahr, dem Sturz des osmanischen Reiches im Jahre 1924, der Kontrolle des saudischen Königshauses über weite Teile der arabischen Halbinsel 1926.

Es kam zu einer Identitätskrise nach dem Ende des islamischen Kalifats in Istanbul. Viele versuchten ihr Heil im Sozialismus und Nationalismus. Diese Ideen wurden aus Europa importiert.

Christliche Syrer und Ägypter predigten Panarabismus, weil sie Angst vor dem Aufstieg des Islamismus hatten. Dieser Islamismus richtete sich gegen türkische, britische und französische Kolonialherrschaft!

Der Traum eines islamischen Kalifats blieb aber virulent bestehen:

Der Aufstieg der Saudis auf der arabischen Halbinsel und die Errichtung des Königreiches Saudi-Arabien näherte in einigen Muslimen die Hoffnung auf ein neues arabisch-islamisches Kalifat (Hamed Abdel-Samad, „Krieg oder Frieden“)

Hassan Al-Banna wollte den Gottesstaat wieder herstellen! Saudi-Arabien spendete aber nicht zuerst für die Gründung der Bewegung der Moslembruderschaft, sondern der französische Direktor der Suezkanal-Firma.

Warum machte er das? Der Wanderprediger und Arabischlehrer Al-Banna warb als Sozialreformer für die Jugend bei den Franzosen um Spenden. Er hatte ein starkes Charisma und gute Verbindungen zu der renommierten religiösen Institution Al-Azhar.

Der salafistische syrische Gelehrte Rashid Reda überzeugte Saudi-Arabien, dass Al-Banna Spenden für sein Projekt „Gründung der Moslembruderschaft“ benötigte.

Jörg Armbruster schreibt in seinem Buch: „Brennpunkt Nahost“:

Die Ideenwelt der Muslimbrüder, die von einem starken Schwarz-Weiß- und Gut-Böse-Denken und einer moralisierenden Weltsicht geprägt ist, fasste al-Banna so zusammen:

„Allah ist unser Ziel. Der Prophet unser Vorbild. Der Quran ist unsere Verfassung. Der Djihad ist unser Weg. Der Märtyrertod auf dem Pfad Gottes ist unsere unsere größte Hoffnung.“

Diese Zitate stammen zwar aus der Anfangszeit der Muslimbruderschaft, sie gelten aber bis in die Gegenwart und spielen auch heute noch eine aktive Rolle im Denken der Muslimbruderschaft.

Die Muslimbruderschaft ist dabei sich zu ändern – der Gewalt haben sie schon in den siebziger Jahren abgeschworen. In diesem Punkt unterscheiden sie sich zum Beispiel deutlich von der Hamas. Der Kommandostil und auch der Führerkult sind nicht beliebt bei Ägyptens Jugend.

Wegen ihrer Wohlfahrtsprogramme waren sie in der Bevölkerung angesehen. Sie behandeln in eigenen Krankenhäusern die Armen billiger und besser als staatliche Krankenhäuser. Außerdem konnten die Armen in Ägypten (etwa vierzig Prozent der Bevölkerung leben am Rande oder unter dem Existenzminimum) immer ihrer Hilfe rechnen, durften allerdings auch deren islamische Ideologie zumindest nicht in Frage stellen.

Die Hamas im Gazastreifen wurde von den ägyptischen Muslimbrüdern gegründet. Diese unterhalten wiederum enge Verbindungen zur „Islamic Action Front“ in Jordanien und zu ihren syrischen Muslimbrüder.

Die Rhetorik der Muslimbruderschaft sollte die Massen der Ägypter für eine Veränderung des politischen Systems gewinnen. Allerdings agierte die Bruderschaft fast immer staatstragend. Den Machthabern wurde fast immer ihre Loyalität zuteil, auch oft gegen die Interessen der Bevölkerung.

In den 40er Jahren war die Bruderschaft in zahlreiche Terroranschläge und politisch motivierte Attentate verwickelt. Die Muslimbrüder schlossen sich der Bewegung der freien Armeeoffiziere um Nasser an, die im Juli 1952 putschten, König Faruq ins Exil schickten und die arabische Republik Ägypten ausriefen.

Die Muslimbrüder versuchten, Nasser, der sich für den Sozialismus statt den Islam entschied 1954 nach der Rede in Alexandria zu ermorden. Der Mordversuch scheiterte.

Die künftige ideologische Richtung der Muslimbrüder gab Sayyed Qutb vor:

Hamed Abdel-Samand schreibt in seinem Buch: „Krieg oder Frieden“:

In seinem Artikel mit dem Titel „Amerika wie ich es sah“, den er in einer ägyptischen Zeitung veröffentlichte, beschreibt er den Westen als eine technisch entwickelte, aber moralisch barbarische Gesellschaft, die noch in der Dunkelheit der Dschahiliyya, also der Unwissenheit, lebt.

Nach seiner Rückkehr nach Ägypten beschäftigt er sich mit den Themen Islam und soziale Gerechtigkeit. Der frühere Marxist war Muslimbruder geworden. Seine Schriften zum Islam sind entscheidend für die Radikalisierung der Muslimbrüder in den folgenden Generationen.

Das Verhältnis der Muslime zum Westen wird in der Rhetorik der Muslimbrüder wie in den offiziellen Schulbüchern nicht zuletzt von zwei historischen Ereignissen und einem aktuellen Konflikt belastet. Es handelt sich zum einen um die Kreuzzüge und die Kolonialisierung und zum anderen um den akute Nahostkonflikt.

[1] Hamed Abdel-Samed, „Krieg oder Frieden Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens“, 2011, Droemer Verlag, München

[2] Jörg Armbruster, „BRENNPUNKT NAHOST Die Zerstörung Syriens und das Versagen des Westens“, Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2013

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Reservisten-Rührt-Euch!

Ich bin Mitglied im Reservistenverband. Auftrag des Reservistenverbandes ist die Durchführung der Sicherheitspolitischen Arbeit für die Bundeswehr. Hieraus leitet sich die Mittler-Aufgabe für die Bundeswehr in der Zivilgesellschaft ab.

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